Das Besondere an Twitter – zu Deutsch „Gezwitscher“ – ist sicherlich die Begrenzung von 140 Zeichen, die die Nutzer des Netzwerkes dazu zwingen, sich bei ihren Posts auf das Wesentliche zu beschränken. Am Anfang war Twitter übrigens ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt bei dem Podcasting-Unternehmen Odeo. Die interne Kommunikation sollte dabei durch eine Art SMS-Service, der die Kommunikation mit einer kleinen Gruppe ermöglichte, verbessert werden.
Im Jahr 2006 wurde Twitter schließlich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Heutzutage hat der Microblogging-Dienst mehr als 300 Millionen aktive Nutzer weltweit. Twitter eignet sich vor allem dazu, sich über aktuelle Trends auszutauschen, dank der Hashtags sogar (fast) in Echtzeit. Viele berühmte Persönlichkeiten, Politiker, Blogger etc. nutzen Twitter als das schnelle Kommunikationsmedium ihrer Wahl.
Bei Twitter steht ein persönliches Nutzerprofil im Mittelpunkt. Dieses kann mit persönlichen Informationen angereichert werden, zudem können Bilder hinzugefügt werden. In der Twitter-Bio kann man sich oder sein Unternehmen in 160 Zeichen beschreiben. Hier fallen besonders clevere und aufmerksamkeitsstarke Texte positiv auf. Grundsätzlich sollten in der Bio die W-Fragen zum Profil beantwortet werden: Wer postet hier, warum, also mit welchem Motiv, was kann man erwarten etc.
Sobald dies eingerichtet ist, kann es sowohl für private Nutzer als auch für Unternehmen direkt losgehen. Ein so genannter neuer Tweet kann in die Welt hinausgesendet werden. Dabei muss man sich an die bereits erwähnten 140 Zeichen halten. Früher wurden auch für erwähnte Nutzername, Bilder, GIFs, Videos oder Umfragen Zeichen abgezogen, sodass man noch weniger „Platz“ zur Verfügung hatte. Doch seit Mitte 2016 können die 140 Zeichen endlich ausschließlich für Text genutzt werden – außer es wird ausschließlich ein Bild, Video, Weblink oder eine Umfrage gepostet. Jeder Beitrag kann mit Standortinformationen versehen werden.
Ein besonders wichtiges Element der Tweets sind Hashtags, diese funktionieren gerade auf Twitter hervorragend, obwohl man sie auch in vielen anderen Netzwerken nutzen kann. Bei einem Hashtag handelt es sich um ein Schlagwort oder eine Abkürzung, das mit einer Raute versehen zu einem internen Twitter-Link wird. Beispiel: #SocialMediaMarketing. Unter diesem Hashtag-Link, also wenn Sie ihn suchen oder darauf klicken, finden Nutzer alle Beiträge, die diesen Hashtag enthalten. Gerade zu bestimmten Themenbereichen, Veranstaltungen oder Ereignissen lässt sich so ein spannendes Bild von Meinungen, Ansichten und Diskussionen verschiedener Nutzer gewinnen.
Bei der Allfacebook Marketing Conference 2017 in München war beispielsweise der Hashtag #AFBMC von den Veranstaltern vorgegeben und Nutzer twitterten fleißig damit.
Doch neben dem Posten funktioniert auch bei Twitter das Vernetzen sehr gut. Dies funktioniert, indem man anderen Profilen folgt. Die Beiträge dieser Profile sieht man dann in einem Newsfeed auf der Startseite im Stil von Facebook. Auf die Beiträge kann man reagieren, ebenfalls ähnlich wie bei Facebook. Die Reaktions-Optionen sind entweder zu kommentieren, indem man eine Antwort sendet, den Beitrag zu teilen bzw. zu retweeten, und ihn ähnlich der „Gefällt mir“-Funktion mit Klick auf das kleine Herz zu favorisieren. Ein weiteres wichtiges Vernetzungselement ist es, andere Profile in Tweets zu markieren, beispielsweise wenn man Beiträge von ihnen teilt. Dies funktioniert so: Einfach @Twittername an der passenden Stelle des Textes einfügen.
Auch auf Twitter erscheinen im Newsfeed nicht nur die Beiträge der anderen Nutzer, sondern auch, wie sie auf die Beiträge anderer reagiert haben. Hier wird wieder der Aspekt der viralen Verbreitung gefördert – Follower lernen so spannende Beiträge außerhalb ihres Netzwerkes kennen und können ebenfalls reagieren oder dem so entdeckten Profil sogar folgen.
Beiträge auf Twitter lassen sich mit den so genannten Twitter Cards sehr viel ansprechender darstellen. Twitter Cards bedeuten im Prinzip einfach nur, dass ein Beitrag attraktiver erscheint, beispielsweise indem Informationen aus einem geteilten Link wie beispielsweise ein Vorschaubild gezogen werden – ähnlich, wie es beispielsweise bei Facebook Standard ist. Um dies zu ermöglichen, müssen jedoch entweder die dementsprechenden Meta Tags in die Webseite integriert werden. Bei WordPress gibt es dafür hilfreiche Plugins wie JM Twitter Cards oder WordPress SEO. Weitere Anleitungen findet man in der Twitter-Hilfe.
Das Besondere an Twitter ist, dass es keinen Algorithmus à la EdgeRank von Facebook einsetzt. Im Klartext heißt dies, dass jeder Beitrag eines Nutzers im Feed seiner Follower landet.
Um den Überblick über Follower zu behalten, kann man bei Twitter Listen erstellen, beispielsweise zum Thema „Social Media Marketing“. In diese Liste lassen sich nun alle Profile hinzufügen, die zu dem Themenbereich passen. Das Praktische an Listen ist, dass man diese separat aufrufen und nur die Beiträge der Nutzer in der Liste sehen und mit diesen interagieren kann. Dies kann das Social-Media-Management erheblich erleichtern.
Der Lösungsanbieter für Social Media, Sprout Social, analysierte im März 2017 demographische Daten von Social-Media-Nutzern. Er fasst zusammen, dass bei Twitter die weiblichen und männlichen Nutzer ausgewogen sind. Auch sind Twitter-Nutzer jung: 36 Prozent sind zwischen 18 und 29 Jahre, 23 Prozent zwischen 30 und 49. Die Nutzer ab 50 stellen insgesamt immerhin 31 Prozent der Twitter-Gemeinde. Twitter-Nutzer verdienen gut, denn immerhin 58 Prozent von ihnen haben ein Einkommen ab 50.000 US-Dollar. Sie kommen sowohl aus ländlichen wie aus städtischen Gebieten.
Anders als bei Facebook richten Unternehmen bei Twitter ein ganz normales Nutzerprofil ein. Sie sollten ihren Nutzernamen simpel und klar halten, am besten ohne Punkte oder weitere Sonderzeichen. So finden andere Nutzer das Unternehmen einfacher, gerade via mobile.
Bei Twitter lässt sich das Design einer Profilseite sehr leicht verändern. Der Hintergrund kann je nach persönlichem Gefallen angepasst werden. Auch kann eine Grafikdatei hochgeladen werden, die das Profil noch mehr an das Branding des Unternehmens anpasst.
Bei Twitter kommt es genauso darauf an, wem man folgt, als wer einem folgt. Ersteres ist dafür verantwortlich, dass man wirklich den maximalen Nutzen aus Twitter zieht.
Generell sollten Unternehmen Profilen aus den folgenden Kategorien folgen:
Durch die praktische Listen-Funktion sind diese Kategorien auch sehr einfach zu verwalten.
Indem man anderen folgt, werden diese umgekehrt auch auf einen aufmerksam. So wird es schnell passieren, dass Ihnen Profile zurückfolgen, sobald Sie zu deren Followern werden. Auch werden so Profile aus ganz anderen Branchen und Umfeldern auf Sie aufmerksam und folgen Ihnen eventuell ebenso. Das kann verwirrend sein, wenn man die Person oder das Unternehmen und deren „Folge-Motivation“ nicht einordnen kann, aber man sollte sich davon nicht ablenken lassen und der eigenen Strategie treu bleiben.
Auch sollte man nicht reflexartig jedem zurückfolgen, der einem folgt. Zwar tun dies viele Unternehmen vor allem am Anfang als Dankeschön für das gezeigte Interesse, doch kann man auf diese Weise Follower nicht langfristig halten. Konzentrieren Sie sich besser auf zielgruppenorientierten Content und folgen Sie nur den Profilen, die in Ihre Strategie passen.
Auch Twitter ist seit Anfang 2015 im Werbegeschäft und bietet Unternehmen sehr attraktive Möglichkeiten, ihre Bekanntheit zu steigern. Unternehmen können beispielsweise Tweets, Videos oder Apps bewerben, neue Follower gewinnen und Interaktionen steigern. Die so genannten Promoted Tweets erscheinen auf der Startseite passender Nutzer und werden mit einem „Sponsored“-Hinweis versehen.
Twitter bietet ähnlich wie Facebook recht umfangreiche Analytics-Funktionen. Es lassen sich Informationen zu Followern, Profilbesuchen und Impressionen abrufen – und das sogar rückwirkend.
Twitter ist ein unglaublich schnelles Network mit einem sehr vollen Newsfeed – und wenn dann eine Botschaft auch nur in maximal 140 Zeichen gepackt werden muss, ist es für ein Unternehmen eine Herausforderung, hervorzustechen. Wer über Twitter daher einfach nur Content und Werbung „abladen“ möchte, wird wahrscheinlich wenig Erfolg mit dem Netzwerk haben. Es geht darum, in diesen wenigen Zeichen spannende Inhalte zu liefern, die die Zielgruppe fesseln und zu Interaktion bewegen. Da Twitter so schnelllebig ist, ist gerade auf diesem Netzwerk regelmäßiges Tweeten mehrmals die Woche oder besser mehrmals täglich Pflicht. Wenn Unternehmen nicht bereit sind, dies auf sich zu nehmen, werden ihre seltenen Posts komplett untergehen und ihre Follower-Anzahl nur langsam wachsen. Auch ist es bei Twitter wichtig, wirklich ausreichend Themen bieten zu können, damit mindestens zwei Mal täglich getweetet werden kann.
Gleichermaßen erwarten die Nutzer auf Twitter viel mehr Interaktion und Antworten als auf anderen sozialen Netzwerken. Wer nicht bereit ist, auf Kommentare schnell zu reagieren – idealerweise innerhalb weniger Stunden – verliert Punkte auf Twitter.
Außerdem muss bei Unternehmen eine Bereitschaft vorhanden sein, an den wichtigen Diskussionen zeitnah teilzunehmen. Sobald es um ein Thema geht, das Ihr Unternehmen betrifft und wo Sie durch Ihre Expertise Mehrwert liefern können, sollten Sie dabei sein. Sonst lassen Sie die Stärken von Twitter ungenutzt.
Auch das Kennen und Kontaktieren von wichtigen Twitter-Größen der Branche ist entscheidend, um als Unternehmen auf Twitter etwas zu bewirken. Die Vernetzung und der Dialog mit den so genannten Influencern macht einen großen Unterschied für den Erfolg eines Twitter-Accounts aus.
Im Regelfall ist Twitter eher für große Unternehmen oder digitale Freiberufler ideal, KMU profitieren weniger. Die Interaktion und der persönliche Einsatz sind bei Twitter so bedeutend, dass dies eben nur eine engagierte Einzelperson oder ein ganzes Team abdecken können. Doch wie der kommende Beispielfall zeigt, gelingt es auch KMU auch in manchen Fällen, bei Twitter einen Ansatz zu finden, der funktioniert.
Das junge amerikanische Software-Unternehmen Sum All nutzt Twitter auf drei verschiedene Arten, um seine Zielgruppe bestehend aus Marketingverantwortlichen und Social-Media-Enthusiasten zu erreichen.
Auf dem Twitter-Konto @SumAll teilt das Unternehmen Eigen-Content wie Blogartikel, Pressemitteilungen und Unternehmensneuigkeiten. Es will sich damit den Nutzern als Unternehmen vorstellen. So wissen potentielle Follower, was sie konkret erwartet.
SumAll verbreitet jeden eigenen Artikel mehrere Male über Twitter, um so viele Zeitzonen und Zielgruppen wie möglich zu erreichen. Schließlich checken manche Nutzer Twitter lieber abends, andere morgens, und andere aus China. Der Trick des Unternehmens ist es dabei jedoch, immer einen etwas anderen Text zu dem Link zu nutzen.
Auf dem @SumAll-Account teilt das Unternehmen außerdem Inhalte anderer Twitterprofile, die für seine Follower interessant oder unterhaltsam sein könnten. In der Regel erwähnt es die Person oder das Profil, von dem der Inhalt geteilt wurde (zur Erinnerung: @Twittername), um die Interaktion zu steigern – so wird das Profil nämlich über das Teilen des Beitrags informiert und im schlechtesten Fall nur auf Sum All aufmerksam, im besseren Fall favorisiert es den Tweet oder teilt gleich selbst etwas von Sum All mit seinen Nutzern.
Sum All nutzt Twitter zudem für Kundensupport. Unter dem Twitternamen @SumAllSupport hat das Unternehmen dafür sogar ein eigenes Profil bestellt. In der Bio ruft es die Nutzer dazu auf, Fragen, Lob und Kritik zu tweeten. Das Team des Supports von Sum All antwortet auf diesem Account in der Regel innerhalb von 1-2 Stunden auf Nutzeranfragen.
Fazit: Twitter ist ein soziales Netzwerk mit einem hohen Tempo, bei dem man dranbleiben muss, um nichts zu verpassen. Es ist zudem nicht immer einfach, eine Botschaft in nur maximal 140 Zeichen zu verpacken. Doch wenn man bereit ist, regelmäßig zu posten und sich um Austausch und Interaktion zu bemühen, kann man das volle Potential dieser Social-Media-Plattform ausschöpfen.
Do it yourself
Icons erstellt von
Freepik from
www.flaticon.com